„Genießt das neue Geomaris“
Interview mit Betriebsleiter Wolfgang Schulz
FRAGE: Sehr geehrter Herr Schulz, im November 2014 hat das Gerolzhöfer Schwimmbad Geomaris eröffnet. Seitdem gab es immer wieder Kritik. Auch in der Freibadsaison. Was ist der Grund dafür, dass die Kritik nicht abgestellt werden kann?
ANTWORT SCHULZ:
Man muss unterscheiden: Es gab und gibt sicherlich berechtigte Beschwerden, aber es ist auch so, dass viele Erwartungshaltungen einfach zu groß waren und deshalb einfach nicht erfüllt werden können. Wir haben signalisiert, wir wollen vor Weihnachten öffnen, wohlwissend , dass nicht alles perfekt sein kann. Wir wussten auch, dass wir zum Start – das ist bei jedem großen Projekt so – noch etliche Mängel zu beseitigen haben, dass noch Restleistungen erbracht werden müssen, wie in der Regel und Steuerungstechnik oder auch hinsichtlich der Luft und Wassertemperaturen. Der Starttermin war richtig, aber ambitioniert. Dass zu Beginn nicht alles fertig gestellt sein kann, wurde zwar kommuniziert, aber offensichtlich nicht wirklich richtig wahrgenommen. Man hat sich deshalb nach dem Umbau ein perfektes Bad mit deutlich größerem Angebot vorgestellt. Dabei wurde (und wird auch noch) oft vergessen, dass es nicht Ziel und Aufgabenstellung der Sanierung war, neue Attraktionen zu schaffen. Wir hatten den Auftrag ein bezahlbares, familienfreundliches Bad mit gleichem bzw. ähnlichem Angebot, aber unter energetischen Gesichtspunkten, zu bauen. Das ist uns gelungen.
Es gibt aber natürlich auch immer wieder Beschwerden über Sachverhalte, die anderswo auch nicht anders sind, zum Beispiel Wartezeiten zu Stoßzeiten.
FRAGE: Wartezeiten sind ein gutes Stichwort: Warum müssen Besucher beim Eintritt und auch in der Cafeteria immer wieder so lange warten – am letzten heißen Wochenende war die Rede von 25 Minuten, zu Beginn der Sommersaison musste man aber auch mal 45 Minuten warten.
ANTWORT SCHULZ:
Wartezeiten zu Stoßzeiten sind unvermeidlich. Auch in anderen Schwimmbädern wird es immer wieder Wartezeiten geben, übrigens auch in anderen Freizeiteinrichtungen. Selbst in großen Freizeitparks kommt es eben zur Mittagszeit an den Imbissständen zu langen Schlangen. Gerade dann, wenn bei uns zum Beispiel bei Facebook viele Beschwerden über lange Schlangen verzeichnet wurden, gab es diese in anderen Schwimmbädern auch. Wenn man aber genau hinschaut, dann darf festgestellt werden, dass es die langen Wartezeiten übrigens nie ganztags, sondern beim Eintritt meist zwischen 10 und 12.30 Uhr und in der Cafeteria meist zwischen 12 und 15 Uhr gab. Wir reden dabei meist „nur“ über die Wochenenden und Feiertage.
Insbesondere die einheimischen Gäste aber könnten Ihre Wartezeiten ein wenig minimieren, nämlich durch Vorabinformation über die Tarifkonditionen im Internet über unsere Homepage oder durch den Kauf von Zehnerkarten.
Ich war im Sommer übrigens u.a. auch in Schwimmbädern in Erfurt und in Salzburg: In Erfurt stand ich fast eine Stunde für ein Getränk an, in Salzburg 35 Minuten für ein Eis. Das ist einfach bei Stoßzeiten so und unvermeidlich.
Auch gab es krankheitsbedingte Personalprobleme, die wir nicht sofort kompensieren konnten.
FRAGE: Warum können dann nicht mehr Kassen geöffnet werden, zum Beispiel der hintere Freibadeingang? Und warum wird nicht mehr Personal eingestellt? Früher, also vor einigen Jahren, waren die Wartezeiten doch auch deutlich kürzer.
ANTWORT SCHULZ:
Sicherlich müssen wir die Erfahrung der ersten Winter- und nun auch der ersten Freibadsaison auswerten, besprechen und, wenn möglich, Organisationsabläufe ändern.
Den ehemaligen Sommereingang zu öffnen, ist so ohne weiteres nicht möglich. Das ist aktuell von der Arbeitsstättenverordnung nicht zulässig, u.a. wegen baulichen Mängel.
Wartezeiten durch mehr festangestelltes Personal zu verhindern, ist ebenfalls nicht so einfach: Erstens kosten Angestellte das ganze Jahr über, auch an Wochentagen im April oder an einem Montagvormittag im November: Also dann, wenn nur wenige Besuche ins Schwimmbad kommen.
Ich halte es für betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, an diesen „schwachen“ Tagen zwei Leute an der Kasse oder auch in der Cafeteria zu beschäftigen – weil nicht genug für mehrere Leute zu tun ist. Gleichzeitig gibt es aber niemanden, der ausschließlich bei Stoßzeiten sowie an Samstagen, Sonntagen, Ferien- und Feiertagen auf Abruf arbeiten will. Wenn Sie so jemanden kennen, darf er gerne einen entsprechenden Arbeitsvertrag bei uns unterschreiben.
Dauerhafte Festanstellungen erhöhen das Defizit im Geomaris: In vergangenen Jahren mit hohen sechsstelligen Minus-Ergebnissen wäre wirtschaftlich gesehen eine Schließung die Konsequenz gewesen. Wir hatten vor einigen Jahren noch deutlich über 700.000 Euro Betriebsminus. Das ist nicht unser Anspruch und unser Ziel, dann kann die Stadt mit gerade 6840 Einwohnern dieses Bad nicht mehr finanzieren – und einen so fairen Eintrittspreis für die vielfältige Leistung halten.
Wenn wir deshalb aus den genannten Gründen nicht über Festanstellungen reden, dann reden wir also über die Einstellung von Aushilfen. Zuverlässige Aushilfen sind mittlerweile immer schwerer zu finden. Wenn bei uns viel los ist, dann sind das die Tage und Stunden, in denen sich das Freizeitleben abspielt. Auf Abruf für das Geomaris bereit zu stehen, um an heißen Tagen zu arbeiten (aber nicht, wenn es regnet – dann wird kurzfristig abgesagt), will eben nicht jeder.
Ein weiteres Problem, das wir hatten und haben: Wenn wir über Personal reden, muss nicht zuletzt auch erwähnt werden, dass wir heuer überdurchschnittlich viele Krankheitstage zu verzeichnen hatten. Zuletzt an wieder zwei kurzfristige Ausfälle, auf die wir eben bei heißem Sommerwetter nicht rechtzeitig reagieren konnten. Auch das wirbelt die Organisations- und Personalplanung erheblich durcheinander. Leider. Daneben gab es technische Probleme, zum Beispiel einen kompletten technischen Kassenausfall am ersten heißen Sommer-Wochenende Anfang Juli – statt da auf die Mitarbeiter zu schimpfen, sollte man doch dankbar sein, dass es – mit Wartezeit – letztlich jeder ins Bad geschafft hat. Natürlich ist das bei 38 Grad an diesem Wochenende unangenehm, sowohl für unsere Gäste sowie auch auch für die Mitarbeiter.
Ich kann Ihnen versprechen, dass wir uns natürlich immer wieder selbst hinterfragen müssen: Logisch, wir sind nicht fehlerfrei! Organisationsfehler, die uns passiert sind, müssen abgestellt werden.
FRAGE: Um lange Wartezeiten zu verhindern: Warum gibt es nicht mehr Kassenautomaten und Getränkeautomaten?
ANTWORT SCHULZ:
Getränke- und Eisautomaten haben wir bereits nachgerüstet, das werden wir sicherlich noch optimieren. Allerdings sind auch die meisten Eisautomaten bei überdurchschnittlichen Temperaturen mit dauerhaft über 30 Grad störungsanfällig, wenn sie oft geöffnet werden.
Die Abschaffung des Kassenautomaten war seinerzeit sehr sinnvoll: Hier wurde einst beim Eintritt viel „gemogelt“. Durch die Abschaltung des Kassenautomaten wurden von jetzt auf sofort die Einnahmen um mehrere Zehntausend Euro pro Jahr erhöht. Bei gleichbleibenden Besucherzahlen hat sich also die Zahl der ermäßigten Eintritte enorm vermindert. Das lässt darauf schließen, dass ein Automat eben leichter auszutricksen ist, als Personal.
Dennoch müssen wir selbstverständlich Automatenlösungen bzw. -möglichkeiten prüfen. Aber: Automaten kosten Geld, solche Investitionen muss der Stadtrat entscheiden.
In den vergangenen Wochen haben gab es Beschwerden von Besuchern, die das Hallenbadticket gelöst haben, weil viele Besucher, die nur ein Freibadticket hatten, trotz Verbots im Hallenbad waren. Wenn die freiwillige Selbstkontrolle in diesem Fall nicht funktioniert, dann lässt das darauf schließen, dass bei Kassenautomaten auch nicht jeder ehrlich ist.
Zurück zum Thema: In der Gesamtschau gab es tatsächlich nur selten wirklich lange Schlangen, weil Wartezeiten von 10 bis 15 Minuten immer hinnehmbar sein müssen. Meine persönliche Meinung ist, dass an den wenigen Stoßzeiten diese Zeiten durchaus akzeptabel sind. Im Freizeitpark warten die Menschen 60 Minuten und mehr in der Schlange vor den attraktivsten Attraktionen, haben aber gleichzeitig ein Vielfaches an Eintritt bezahlt.
FRAGE: Bei vielen Gästen stieß es auf Unverständnis, dass der Kiosk zu Beginn der Freibadsaison nicht geöffnet war. Warum wurde er erst nach einigen Wochen Sommerbetrieb geöffnet?
ANTWORT SCHULZ:
Wenn wir den Kiosk in den nächsten Jahren weiterbetreiben wollen, muss der Stadtrat eine Sanierung beschließen. Nur dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Landratsamt ist es uns gelungen, den Kiosk mit kleinen Maßnahmen in Betrieb zu nehmen, allerdings auch nicht mit dem kompletten Angebot. Deshalb hat es ein wenig mit der Eröffnung des Kiosk gedauert auch weil wir hier zusätzlich ein Personalproblem hatten. In Anbetracht der baulichen Situation und weil wir uns keine Konkurrenz ins eigene Bad holen wollen, haben wir den Kiosk auch nicht verpachtet.
FRAGE: Jetzt geht die Hallenbadsaison wieder los. Wie steht es um die Temperaturschwankungen, vor allem in den Warmwasserbecken?
ANTWORT SCHULZ:
Das war ein technisches Problem in den ersten Wochen, wenn gleich ein bedauerliches. Aber das haben wir längst im Griff, und schon seit dem frühen Frühjahr auch diesbezüglich keine Beschwerden mehr. Im Übrigen haben wir auch viele andere Beschwerden und Anregungen immer sehr ernst genommen, zum Beispiel haben wir weitere Abstellmöglichkeiten geschaffen, das eine oder andere Grad Beckentemperatur erhöht und auch die Duschen mit Kinder-Brausen nachgerüstet. Bedauerlich ist, dass gerade diese immer wieder geklaut werden – neben vielen anderen Diebstählen, zum Beispiel von Kleiderhaken und anderen Gegenständen. Das ist nicht nur traurig, sondern geht auch richtig ins Geld.
FRAGE: Die Besucherzahlen haben bislang nicht die Erwartungen erfüllt, warum?
Alle Statistiken sagen aus, dass ein Schwimmbad, das für einen Umbau geschlossen wurde, mindestens drei Jahre lang nicht die Besucherzahlen der Vorjahre erreicht. Besucher müssen erst zurück gewonnen werden, das dauert. Diese Statistiken, die uns auch in einer großen öffentlichen Stadtratssitzung seinerzeit in der Stadthalle vorgetragen wurden, haben wir mit positiver Stimmung ignoriert. Insofern ist der Besucherrückgang nicht verwunderlich, trotzdem sehr schade. Umso mehr müssen wir an uns arbeiten, um Gäste zurück zu gewinnen.
Ich wünsche mir, die Gäste würden sich selbst überzeugen und nicht auf manche Facebook-Posts o.ä. hereinfallen. Auch Leserbriefe, die später im persönlichen Gespräch relativiert wurden, haben uns sehr viel Akzeptanz gekostet.
Hier möchte ich nochmal betonen: Wir haben keine Therme gebaut, es ist ein kleinstädtisches Familienschwimmbad mit großer Leistung und günstigem Eintrittspreis. An dieser Ausgewogenheit zwischen Preis und Leistung sollten sich auch die Ansprüche der Gäste orientieren.
In der Tat haben wir nun aber ein gewisses Imageproblem, weil selbst über kleinste Fehler und Probleme nicht nur in den sozialen Netzwerken übertrieben stark geschimpft wird. Ich kenne andere Schwimmbäder, die ebenfalls sehr lange Wartezeiten hatten, in denen teilweise das Eis ausgegangen ist – das wurde aber nicht negativ begleitet. Dort gab es dann am nächsten Tag einen Zeitungsartikel, dass das Bad überfüllt war, frei nach dem Motto: „Hurra, es ist Sommer!“ Kein Wort von den langen Schlangen und den Organisationsproblemen. Bei uns musste man lesen, dass die Automaten nicht befüllt waren.
Ich würde mich freuen, wenn gerade die Menschen aus Gerolzhofen und unserem Umland positiv über das Schwimmbad sprechen würden. Ich finde, die enorme Leistung der Stadt Gerolzhofen für die Menschen vor Ort müssen besser dargestellt und gewürdigt werden: Wir haben ein tolles Schwimmbad, mit einem großen Angebot zu sehr günstigen Preisen. Übrigens haben wir immer wieder Besuchergruppen auch aus anderen Bundesländern, die uns mit Lob überschütten.
Deshalb mein Appell an alle Leser: Stellt die Vorzüge heraus und sucht nicht das Haar in der Suppe! Genießt das neue Geomaris – dann wird auch der Badbesuch zu einer erfreulichen Erholungsreise für Jung und etwas älter.