Die Gemeinschaftswälder im Steigerwald sind in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden, darunter befindet sich der Gemeinsame Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen.
Sieben Kulturformen sind neu in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen worden. Der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, sagte: „Mit ihrem Engagement für die Weitergabe des Immateriellen Kulturerbes an kommende Generationen leisten viele Bürger einen unschätzbaren Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ Gerade in der heutigen Zeit seien identitätsstiftende Elemente wie Traditionen und Bräuche wichtig.
Das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes listet exemplarisch lebendige kulturelle Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland auf und zeigt deren Vielfalt. An der Erstellung sind unter anderem die Deutsche Unesco-Kommission, die Bundesländer und die Kultusministerkonferenz beteiligt.
Die bäuerlichen Gemeinschaftswälder gehören zu den Wesensmerkmalen der gewachsenen Kulturlandschaft in der Region Steigerwald. Sie sind nach wie vor eng mit der Lebenswelt der alteingesessenen Bevölkerung verwoben. Ihre Entstehung kann im Steigerwald bereits für das Hoch- und Spätmittelalter angenommen werden. Holzbedarf und Güterknappheit waren der Antrieb, gemeinschaftlich und nachhaltig zu wirtschaften.
Die Regeln für die Bewirtschaftung der Gemeinschaftswälder wurden lange Zeit mündlich überliefert und mündeten schließlich in lokale Waldordnungen. Jahrhunderte alte Traditionen wurden übernommenen, zum Teil weiterentwickelt und sind bis heute eng mit den Menschen und der Bewirtschaftung des Waldes verbunden.
Der heute in Kommunalbesitz stehende „Nutz“, der rund 800 Hektar große Gemeinsame Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen, ist ein herausragendes Beispiel für altrechtliche bäuerliche Waldgesellschaften. Die Nutzung des Waldes ist bis in das 15. Jahrhundert nachweisbar: 1473 erfolgte die erste schriftliche Erwähnung.
Nachdem wir bereits in das bayerischen Landesverzeichnis aufgenommen wurden, ist die Aufnahme in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes ein starkes Zeichen für diejenigen, die sich um unseren Wald gekümmert haben und kümmern. Eine Bestätigung der Leistung derjenigen, die den Wald seit Jahrhunderten sorgsam bewirtschaften, die mit und im Wald leben. Diese Auszeichnung stärkt das Bewusstsein der Region für unsere Gemeinschaftswälder als gelebte Kulturform.